5: Ich bin nicht nur DAS!

Das, was die Zwangsstörung ausmacht, ist die Fokussierung auf ein bestimmtes Thema. Oftmals wechseln diese Themen von Zeit zu Zeit- wie ich ja bereits versucht habe zu erklären.

Ich hatte schon hypochondrische Zwangsgedanken in Bezug auf meine Gesundheit. Diese hielten exakt solange an, bis ich schwarz auf weiß hatte, dass ich gesund bin. Anschließend waren meine Symptome und Gedanken verschwunden.

Das Problem, wenn der ZG in rocd übergeht ist, dass man die gewünschten Antworten niemals schwarz auf weiß haben wird. Dass es niemanden gibt, der einem Antworten attestieren wird. Deshalb bleiben die Gedanken in jenem Bereich gern hängen. Man kommt zu keinem Ergebnis.

Um sie loszuwerden ist es wichtig, zu sehen, dass der Fokus 24h am Tag auf der Beziehung liegt und daraufhin zu erkennen, dass man aus mehreren Persönlichkeitsanteilen besteht,

Was mich ausmacht ist nicht nur die Beziehung zu meinem Partner. Ich bin nicht nur Partnerin.

Ich bin ebenfalls die Arbeiterin im Büro.
Ich bin die beste Freundin.
Ich bin die gute Freundin.
Ich bin ein Familienmitglied.
Ich bin die Kreative.
Ich bin die, die ich bin, wenn ich ganz für mich allein bin (still, entspannt, bei mir).
...
usw.

So kann ich mich vom rocd-Fokus und den Verlustängsten etwas distanzieren und nehme ihnen die Wichtigkeit. Zu verstehen, dass -selbst wenn die Beziehung aus irgendwelchen Gründen auseinander gehen sollte- bloß eine dieser ganzen Säule meines Lebens wegfallen würde, beruhigt mich. Ich bin dann immernoch ich. Ich bin vieles, aber nicht ausschließlich Partnerin.

Vielleicht ist tatsächlich einer der Wege, zu erkennen, wer man sonst noch ist -und diesen Bereichen ebenso hohe Wichtigkeit zukommen zu lassen, wie man es momentan in der Partnerschaft tut. Vielleicht sind gibt es aber auch Persönlichkeitsanteile, die man früher einmal besaß und im Laufe der Zeit vernachlässigt hat?

So möchte ich mich in Zukunft wieder mehr folgenden Themen widmen:
Ich bin die Schreiberin.
Ich bin die Träumerin.

Das schafft neue Freiheiten. Und die persönliche Freiheit (Entscheidungsfreiheit, Stärke, Unabhängigkeit) führt einen am Ende genau dorthin, wohin man möchte: (zurück) zur wahren Liebe.

Also überlegt mal: Wer seid/wart ihr denn eigentlich?

Kommentare

  1. Das sind ganz tolle Denkanstöße! Irgendwie habe ich mir unbewusst manchmal so geholfen und es hat mir gut getan. Alles was einem gut tut, hilft in dieser verkopften Zeit.
    Danke, das ist richtig toll formuliert und tut meiner Seele gut!

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    1. Vielen Dank! Es freut mich sehr, dass dich meine Worte vielleicht ein wenig unterstützen können. Neue Denkanstöße tun uns allen immer gut!

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    2. Hallo, ist dieser blog noch aktiv? Lg nicole

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  2. Ich lese mir wieder all deine Blogs durch, hatte Hochs und Tiefs. Ein sehr großes Tief durchlebe ich nun seit einigen Wochen. Da hänge ich nun fest. Und eigentlich ist es immer wieder ihr Muttermal, dass sie so unattraktiv und hässlich macht in meinen Augen. Selbst wenn ich mir jetzt in Ruhe Bilder von ihr anschaue, mein Blick wandert immer auf das Muttermal und da ist Abneigung und ich will das nicht mehr denke ich mir. Warum gehe ich immer zu ihr zurück, wenn ich sie doch so unattraktiv finde und sie "nicht mein Typ" ist? Das zieht mich schon seit 1,5 Jahren immer wieder runter, aber irgendwie muss es doch eine Lösung geben oder? Irgendwie muss man doch loslassen können oder es akzeptieren?! Wenn ich deinen Blog lese und andere mit ROCD spüre ich Liebe. Aber bei mir selbst? Ich weiß nicht was das ist... ich wollte es immer lernen, schon immer. Aber jetzt habe ich mir auch eine Partnerin gewählt, die sympathisch und toll ist, aber eben nicht mein Typ und für mich nicht attraktiv genug??! Und selbst wenn dem so wäre, warum zieht es mich so dermaßen runter, dass alles darunter leidet? Warum äußern sich in Beziehungen solche tief sitzenden und ungelösten Blockaden und Störungen immer und immer wieder? Wenn ich mir ich Schluss machen würde, dann würde ich nur wegrennen und es wäre alles so wie vor der Beziehung. Aber ich will doch nicht weglaufen, denn wofür wäre dieses Leid dann gut gewesen? Permanentes Kreisen im Kopf, Depressionen und Schuldgefühle.... dabei wollte ich doch nur ein wenig Liebe...

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    1. Lieber Gast. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber es scheint mir so als würdest du deinen Eigenhass auf deine Partnerin projezieren. Liebe lebt nicht von Äußerlichkeiten und Perfektion, denn diese sind vergänglich (allein durch die Zeit oder im schlimmsten Fall durch Unfälle etc.).

      Ich wünsche dir, dass es dir bald besser geht und dass du beginnst, zunächst einmal bei dir selbst anzufangen: Wo gibt es Baustellen im Leben, falsche Glaubenssätze etc.? Und diese zunächst mit therapeutischer Hilfe in Angriff zu nehmen. Wenn es wirklich so schlimm sein sollte, dass du unter andauernden Depressionen leidest und das Gefühl hast, auf der Stelle zu treten, hilft dir ganz bestimmt auch ein Klinik- oder Kuraufenthalt zunächst ein ganzes Stückchen weiter. Es geht nur Schritt für Schritt- du weißt ja. Aber der Anfang muss gemacht werden, denn von selbst passiert leider nichts. Es erfordert Mut, Eigeninitiative und den Willen, da rauszukommen. Es ist eine riesige Aufgabe, an der man aber für´s Leben lernen kann (nicht nur für die Beziehung). Liebe Grüße!

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  3. Danke für deine Antwort. Mir geht es nach wie vor nicht gut, du triffst mit deiner Vermutung ins schwarze! Ich habe Selbsthass und werte mich ab. Nach meinem Studium, das ohnehin lange dauerte, mit fortgeschrittenem Alter, bin ich nun seit 4 Monaten auf Jobsuche und da sind Ängste und Zweifel. Ich weiß nicht (mehr) wer ich bin und was ich will. Fühle mich so klein und überfordert mit Kleinigkeiten (Haushalt), Bewerbungen zu schreiben erfordern immer mehr Kraft und aufgrund der negativen Rückmeldungen wird es nich einfacher. Ich werde bald Geburtstag haben und frage mich ernsthaft: Was hast du eigentlich gemacht? Ich komme nicht damit klar, dass ich so wenig Stabilität habe und fühle mich wie ein Versager und Nichtsnutz. Zudem belastet mich die Situation mit meiner Freundin, sie tut mir leid, es ist nicht einfach mit mir, sie hätte etwas besseres verdient, es hat sich angedeutet, dass ich die letzte Zeit mehr auf Distanz ging und mich zurückzog, woraufhin sie Probleme hatte sich auf mich einzulassen. Es scheint so (keine self-fullfilling prophecy) als würde es alles so enden, dass ich nach 1,5 Jahren immer kleiner geworden bin, ohne mich weiterzuentwickeln, eher rückläufig, alles wurde schwerer und was ist der Verdienst? Wenn diese Beziehung enden sollte werde ich nie wieder eine Beziehung führen können, ich erkenne, dass ich so viele Defizite habe und meine Depressionen und Selbstzweifel und Ängste mich auffressen. Ich will es versuchen, habe immer wieder gelesen über Bindungsphobie von Frau Stahl, von Eckart Tolle "Eine neue Erde" als Hörbuch IMMER und IMMER wieder gehört. Ich verstehe es und es tut mir gut und beruhigt, aber in solchen Phasen wie jetzt (und diese sind die letzten Monate immer häufiger der Fall) sehe ich alles negativ, bin überfordert, kraftlos, weine permanent, da ist Selbstabneigung und -hass, meine Freundin hat jemanden verdient, der sie liebt und aufrichtig und ehrlich zu ihr ist, sie ist so eine liebe und tolle Frau.... muss schon wieder weinen, weil alles so wehtut und so unfassbar und endlich traurig ist....

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  4. hallo richten sich die zg immer auf das was einem am wichtigesten ist?

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